Wir leben in einer zerborstenen Gesellschaft mit teilweise Euthanasiecharakter.
An Covid zu sterben muss furchtbar sein. Furchtbar auch, als Arzt und Pfleger/in dabei zu sein. Qualvoll und einsam die Sterebenden. Qualvoll, daran teilzunehmen.
Danach werden die Toten luftdicht verpackt, Bestatter können sie weder waschen noch einkeiden - und Angehörige dürfen nicht ihre Hand berühren.
Die Trauerredner schließen sich dann an.
Die Anzahl der Trauernden ist begrenzt.
Lauter Fachleute, Spezialisten - bis auf die Angehörigen. Die sind zeimlich verlassen bei dieser Krankheit, die die Asozialität hervorbringt.
Wir geraten in Teilgesellschaften. Wir leben in Teilgesellschaften.
Und die Rest-Gesellschaft?
Zerborsten und zersplittert. Freiheit ist meine Freiheit. Ich mache, was ich will. Mit anderen, die dasselbe wollen.
Es sterben ja "bloß" die Alten. Euthanasie. Ein frz. Schreiber meinte: die Alten wollen bloß noch über-leben. die Jungen aber wollen das Leben er-leben. Scheint ein
größerer Wert zu sein. Abgesehen davon, dass es halt nicht stimmt - aber so denken wir tatsächlich. Was wäre los, wenn 30-Jährige sterben würden: jeden Tag zwischen 400
und 900? Man würde mit Sicherheit anders reagieren.
Menschen leben offenbar nicht mehr in Gemeinschaften, sondern nur noch in Teil-Gemeinschaften. Die den Tod Tausender unaufgeregt hinnehmen.