Hier findest Du Material zur rechten Ideenwelt, wie man sie verstehen kann und wie deren Gefährlichkeit einzuschätzen ist. Nicht nur in Deutschland.
Das Jahrzehnt zwischen 2006 und 2016 ist nicht nur der Zeitraum globaler Krisen und des Umbaus der Sozialsysteme, sondern auch der einer zunehmend lauten Artikulation einer neuen Rechten als Scharnier zwischen Rechtsextremismus und einem antiliberalen, antimodernen Neokonservativismus.
Harald Martenstein
„Alle modernen faschistischen Bewegungen, einschließlich der Praktiken der modernen amerikanischen Demagogen, haben es auf die Unwissenden abgesehen; sie stutzen die Tatsachen bewusst in einer Weise zurecht, die nur bei denen zum Erfolg führt, welche mit ihnen
nicht vertraut sind. Die Unkenntnis von der heutigen komplexen Gesellschaft führt zu einem Zustand allgemeiner Unsicherheit und Unruhe, der den Nährboden für reaktionäre Massenbewegungen modernen
Typs abgibt. Es ist kein Zufall, dass der Faschismus niemals eine zusammenhängende Gesellschaftstheorie entwickelt hat, sondern theoretisches Denken und Wissen als ,Entfremdung von den
Ursprüngen‘ verächtlich macht.“
„Die Verquickung von technischer Fertigkeit und „realistischem Sich-um-sich-selbst-kümmern-Wollen“ einerseits mit der sturen Weigerung andererseits, die
Wirklichkeit geistig zu erfassen, ist genau das Klima, in dem faschistische Bewegungen gedeihen. Wo diese Anschauungsweise vorherrscht, kann es in Krisensituationen leicht zur
allgemeinen Übernahme ideologischer Formeln kommen, die heute noch als Vorrecht von Extremisten gelten.“
Theodor W. Adorno
die britische "Hope Not Hate" Seite weist auf das weitergehende Projekt der Rechten in den USA hin: auf die Verbindung zu Brexit, den Plan, die EU zurückzuführen auf Nationalismus etc.
Man kann das Dossier hier downloaden.
Aus der Seite von "Hope ...":
"But even with Trump in the White House the project is not yet complete. Steve Bannon and Robert Mercer have far bigger plans which they will seek to execute over the next few years. Bannon will use his clearly strong influence over the President to carry out his aggressive nationalism and strong anti-Muslim views at home and abroad. Mercer will use his financial muscle and data analytics to sway elections and shift opinion.
Breitbart intends to expand its operations into more countries in the hope of assisting more far right leaders gain power and laying the ground for what they consider is an inevitable conflict with Islam."
Wissenschaftsfeindschaft in den USA - religiöse Rechte, Trump und die Fox/Breitbart-Zuschauer:
Bildungshindernisse in den USA
Wachsende Wissenschaftsfeindlichkeit durch FakeNews
Steve Bannon, der Mann, der den Westen beseitigen will. Ein Artikel aus politico
Lesenswert: Wikipedia Artikel über das Council for National Policy - da kommen Conway und Bannon her. Fromme und rechtsradikale Lobbygruppe.
"Es wurde von der New York Times als wenig bekannter Club bestehend aus mehreren hundert der einflussreichsten US-Konservativen charakterisiert, welche sich dreimal im Jahr hinter verschlossenen Türen treffen um zu planen wie die USA politisch nach rechts gesteuert werden kann."
Einige O-Töne von Steve Bannon auf Youtube:
das ganze Ding:
Viele Gesellschaften scheinen in eine Epoche der Spaltung zu gehen. Gegensätze werden mehr und mehr ideologisch artikuliert, die
Bereitschaft zur Gewalt wächst. In Deutschland hält es sich in Grenzen (wobei die Gewalt der Rechten sich vervielfältigt und die Autonomen auch ihren Dachschaden feiern). In der
Türkei aber schreit der Mob, dass man Hinrichtungen sehen möchte. In den USA werden Polizisten von ehemaligen Marines erschossen, der völlig unberechenbare
Trump ist Präsident. Der Brexit war ebenfalls undenkbar ohne eine tiefgehende Spaltung der Gesellschaft. Der Westen sieht sich den Konsequenzen des
Neoliberalismus ausgesetzt.
Es ist schwer, sich eine Re-Integration auf einer neuen Ebene und einen neuen Zusammenhalt der Gesellschaften vorzustellen. Stattdessen breitet sich
in weiten Schichten eine psychologische Strategie aus: aggressive Selbstbestätigung durch Hass, Gewaltphantasien und narzisstische Identifikation mit Führergestalten wie Trump,
Putin oder Erdogan.
Dieses Buch ist sehr gut - um mich zurückhaltend auszudrücken.
Es stammt von Volker Weiß und stellt nicht nur die aktuelle Neue Rechte dar, sondern - und das ist überaus erhellend!! - zieht Linien zur "Konservativen Revolution" der 20er sowie zu deren Erben in der Nachkriegszeit. Neben Sarrazin kommen v.a. auch der Pop-Philosoph Sloterdijk sowie auch Botho Strauß vor
Man versteht das Weltbild dieser Leute sehr gut nach dieser Lektüre und ist einigermaßen beunruhigt.
Der Schoß, aus dem das Weltbild der Nazis kroch, war sozusagen nie tot.
Es scheint, dass die Rechten langsam keine Subkultur mehr sind. Sie sind längst an die Öffentlichkeit gegangen und bestimmen die Themen: Flüchtlinge, Ablehnung der etablierten Parteien, Kulturkampf gegen Rot-Grün (wobei die Haupvertreterin Frau Merkel ist).
Ganze Länder driften nach rechts: die Nation und das Volk gelten mehr als Demokratie und Moderne.
Wir haben es mit einer rückwärtsgewandten Bewegung zu tun, in der der Einzelne bestimmt wird durch seine Gruppenzugehörigkeit. Wie immer bei antimodernen Bewegung geht es um Reinheit - zwar malen sie als Feind den Islam an die Wand, aber man täusche sich nicht: richtig gehasst werden die 68er und die liberalen Christen.
Es ist natürlich auch eine Bewegung gegen die christliche Religion, da man selber im Tiefsten eine völkische Religion vertritt. So kann bestenfalls ein deutsches Christentum Bestand haben (aber nur mit Schweinefleisch ...).
Antimodern, antiindividualistisch, antipluralistisch, antireligiös. Wie hieß es auf einem Plakat in Berlin - "Braun hatten wir schon. War Scheiße."
9. Mai
Das Ziel der Partei ist die Schaffung eines ethnisch homogenen Deutschlands. Hier lebende Ausländer sollen in ihre Heimatländer "zurückgeführt" werden. Der Grundsatz deutscher Ausländerpolitik heißt für die NPD "Rückkehrpflicht statt Bleiberecht". Die "multikulturelle Gesellschaft" sei gescheitert. "Integration ist gleichbedeutend mit Völkermord"; "massenhafte Einwanderung" stelle das "Existenzrecht des deutschen Volkes in Frage". In ihrem "Fünf-Punkte-Plan zur Ausländerrückführung" behauptete die NPD, davon würden "Ausländer" und "Deutsche" gleichermaßen profitieren. Denn zwangsläufig, so die Parteiideologen, bildeten sich in "zahlreichen Städten Parallelgesellschaften und Ausländerghettos", in denen "Fremde zunehmend Machtansprüche" stellten. In diesen "rechtsfreien Räumen" stünden sich "Deutsche und Angehörige fremder Völker zunehmend feindselig gegenüber", angebliche Gewaltorgien dienen der Rechtfertigung. Deutschland sei längst ein "Vorbürgerkrieg" aufgezwungen worden. Diese sich insbesondere in den großen Ballungsräumen befindlichen "sozialen und ethnischen" Brennpunkte seien durch die Sicherheitsbehörden "zu beseitigen". Dabei maßt sich die Partei stets an, für "das Volk" zu sprechen, wenn sie etwa behauptet, "gegen den Willen des deutschen Volkes" würden "von Großkapital, Regierung und Gewerkschaften Millionen von Ausländern nach Deutschland eingeschleust".
Hier Links:
Beim ersten handelt es sich um einen Blog, auf dem Journalisten berichten, wie sie von Rechten behandelt werden:
Der zweite meldet regelmäßig Über- und Angriffe der Rechten auf die Zivilgesellschaft
NSU Morde - Rechte in Hessen auf dem Vormarsch
eine Seite von hr-Info, nicht nur über den NSU, auch über die Rechte in Hessen allgemein. Es lohnt sich, runterzuscrollen.
Rechte Terrorzellen, Personen, Staatsanwälte, zurückhaltende Justiz. Hoffe, dass unsere Innenminister diese Doku sehen.
Eine Doku vom 7. März.
"Inzwischen ist ein EU-kritisches bis -feindliches Netzwerk prorussischer Parteien und Bewegungen entstanden, das von Moskau mit Rat und Tat unterstützt wird. Besondere Aufmerksamkeit verdienen sogenannte NGOs in Transnistrien, Süd-Ossetien, Estland und Litauen, den besonders gefähr-deten Staaten an der Peripherie. Denn Putin spinnt unübersehbare Fäden zu Populisten, Nationalisten und rechten Extremisten in allen Mitglieds-ländern der EU – in Deutschland zu AfD, NPD und zum rechten Rand der CSU. Die Zielgruppen auf dem Balkan, in Ungarn, Österreich, Frankreich, den Niederlanden, Belgien und in den skandinavischen Staaten sind ideo-logisch auf dem gleichen Trip. Wer genau hinsieht, muss sich Sorgen machen um Europas normative Verankerung in den Werten der Euro-päischen Charta."
SWP Berlin Heinrich Vogel: Putin, der Putinismus und Europa Januar 2015
Ich bin mir nicht sicher, ob der folgende Beitrag nicht in den Blog "total depp" gehört. Das tut er gewiss, aber ernsthaft: Diese Leute gibt es. Es gibt ein ganzes Netzwerk, das sich gegenseitig bestärkt. Die ticken wirklich so (hätte fast geschrieben, dass sie so "denken". Aber um Denken geht es nicht. Es ist Wahn).
„höcke hat darauf aufmerksam gemacht, daß wir unser land verlieren, wenn wir nicht sofort gegensteuern. die ständige zurückdrängung des anteils der
deutschen bevölkerung ist überall sichtbar. sie wird seit anfang der 60iger jahre betrieben und ständig gesteigert. mit der jetzigen massenflutung wird ein irreparabler vorgang eingeleitet, der
die zersetzung unseres volkes endgültig besiegelt. HOOTONmerkel will ein anderes deutschland, ein deutschland ohne deutsche. auch j. fischer und andere
antideutsche volksverräter befürworten genau diese entwicklung der abschaffung des deutschen volkes.“
Das ist aus einem Leserbrief an die „Junge Freiheit“, in dem der Schreiber die Rede Höckes verteidigt. Das Wort „Hooton“ sagte mir nichts. Bei
näherem Zusehen kam heraus, dass es sich um einen amerikanischen Rassisten handelte (Earnest Hooton, gest. 1954), der während des Zweiten Weltkrieges die rassischen Merkmale der Deutschen
„wegzüchten“ wollte.
Das nun wirft man bei den Rechten der Kanzlerin vor: dass sie diesen „Plan“ durch ihre Flüchtlingspolitik umsetzen wollte.
Aber es kommt noch besser. Auf rechten Seiten findet man die Idee, dass Merkel und überhaupt die bundesdeutsche Politik ganz finstere Pläne hätten:
„Eine weitere Strategie ist die Verschwulung der Gesellschaft und aktive Förderung der Homosexualität, um nach Möglichkeit
deutschen Nachwuchs und intakte Familien zu verhindern.“
Ein Vortrag von
Höcke, der in den rechten Netzwerken großen Anklang findet, muss beunruhigen. Nicht wegen des geistigen Gewichts, sondern wegen der Zustimmung.
Höcke wendet biologisches Denken - das liebste Kind des Rassismus - auf die Flüchtlings- und
Migrationsdebatte an. Europa sei bedroht (das wissen wir ja bereits) - aber wodurch? Die afrikanische Population reproduziere sich auf andere Art als die europäische. Man weiß zwar, dass Armut
Bevölkerungswachstum befördert - aber Rassisten bevorzugen genetische und biologische Erklärungen: für die ist es rassisch begründet, dass Afrika viele Menschen produziert, die alle ... - na, wer
weiß es? Genau: - nach Europa wollen.
Die Abwehr dieser Massen (etwa durch hohe Mauern und Tod durch Ertrinken) würde den
pädagogischen Effekt haben, dass Afrikaner umlernen und endlich weniger Menschen in die Welt setzen. Aufnahme von Flüchtlingen würden dagegen die europäische Kultur durch "Bevölkerungsaustausch"
zerstören und die afrikanische Fortpflanzungsart inhumanerweise befördern. Humaner ist es also, so ist zu schließen, die Menschen jetzt sterben zu lassen.
Hier aus einem Bericht aus der SZ:
"Höcke stellt die These auf, dass die Evolution Afrika und Europa "zwei unterschiedliche Reproduktionsstrategien beschert" habe. In Afrika herrsche die "r-Strategie" vor, die auf eine möglichst hohe Wachstumsrate abziele, dort dominiere der sogenannte Ausbreitungstyp. Dem stehe die europäische "K-Strategie" gegenüber, "die die Kapazität des Lebensraums optimal ausnutzen möchte".
Er fordert seine Zuhörer auf, "mal die populationsökologische Brille aufzuziehen". Angeblich betrage der Bevölkerungsüberschuss Afrikas etwa 30 Millionen Menschen pro Jahr. Solange Deutschland diese Menschen bereitwillig aufnehme, werde "sich am Reproduktionsverhalten der Afrikaner nichts ändern". Seine Schlussfolgerung: "Die Länder Afrikas, sie brauchen die deutsche Grenze, sie brauchen die europäische Grenze, um zu einer ökologisch nachhaltigen Bevölkerungspolitik zu finden."
http://www.sueddeutsche.de/politik/afd-thueringen-blanker-rassismus-hoecke-und-die-fortpflanzung-der-afrikaner-1.2780159
ein Kommentar aus einer rechten Seite:
"Es ist in der Tat, wie Höcke sagte, die
letzte gewaltfreie Chance zur Wende."
Hier findest Du eine Studie über Rechtsextremismus in Europa (hg. von der Friedrich-Ebert-Stiftung, 2013 - vor dem Flüchtlingsthema. Ab S. 39 geht es um
Deutschland).
http://library.fes.de/pdf-files/dialog/10030.pdf
Solche Titelgeschichten findet sich auf den Seiten der Rechten. AfD Diskutanten behaupten auch so etwas - die deutsche Öffentlichkeit ist gespalten. Ich fürchte keine Flüchtlinge, ich fürchte um unsere Demokratie.
Nachtrag: und Seehofer redet auch so: "Herrschaft des Unrechts".
Höcke in Erfurt nach den Pariser Anschlägen:
„Vom Einsamen zum Gemeinsamen, vom Ich zum Wir, wir sind wir!“
„Wir müssen unsere Männlichkeit wieder entdecken. Denn nur wenn wir unsere Männlichkeit entdecken, werden wir mannhaft. Und
wir müssen mannhaft werden, damit wir wehrhaft werden!“
Ich höre mir die letzte Rede von Höcke auf YouTube an. Auch wenn er ganz sicher völlig quer liegt, seine Libido irregeleitet ist, seine Orientierung zum Himmel schreit - er ist intelligent, gefährlich, trickreich.
Seine Rede ist gut aufgebaut, die Mischung von „Analyse“ und Fakten, Pathos und Häme ist einfach klasse. Er ist
schwer zu fassen, verbreitet in einem Satz Verschwörungstheorien („hat diese Regierung etwa die Grenzen geöffnet, um das Land zu destabilisieren …“), im nächsten verneint er es („wir verbreiten
keine Verschwörungstheorien“), um dann als „Lösung“ anzubieten: Deutschland braucht einen neuen Kanzler, und die AfD wird ihn stellen …
Deutschland ist bedroht ("unser Deutschland befindet sich bereits im Staatszerfall"), und die Retter stehen
bereit.
„Manche sehen in ihm den Propheten, manche sehen in ihm den Leibhaftigen - entscheiden sie selbst: Björn
Höcke“ - so die Ankündigung...
22. Nov.
Rechte
Akademiker
Weitere Recherche in Sachen Rechte Subkultur. Es gibt auch das Kaliber
"Denkfabrikant". Z.B. Jürgen Elsässer. Er ruft zum Sturz der Regierung auf. Es gibt Aufforderungen an die Bundeswehr zum Putsch.
Man beruft sich auf das Widerstandsrecht (weil die Regierung angeblich das Volk und die Verfassung verrät) und bietet - ich hab reingeguckt - merkwürdige Rechtsgutachten an, um dieses
Widerstandsrecht zu legitimieren. Leute, die geplante Flüchtlingsheime blockieren, werden "tapfer" gennannt und es wird zum "Nachmachen" aufgerufen. Am 8. Nov. - ein Tag vor der Erinnerung an
Mauerfall und Progromnacht - will man die Grenze nach Österreich blockieren und eine menschliche Mauer ziehen.
Die Webseiten dieser Leute sind professioneller gestaltet. Sie werden von denselben Geistern umgetrieben,
haben aber studiert und reden intellektuell. Nicht, dass sie das im Namen der Aufklärung und Redlichkeit täten, aber:
Es weht hier ein anderer Wind als auf Pegida-Demos, deren Teilnehmer in Interviews eher Mitleid erregen.
Ich stelle hier einen Text ein, der von einem Menschen stammt, der sich Friedrich T. nennt. Der Text steht auf einer rechten Webseite ("Das wahre Deutschland") und kann als Anschauungsmaterial für diese Gedankenwelt dienen.
"... wer im Wahlkampf “Geld für die Oma” fordert, die sich möglicherweise viele Jahre in unserem Land abgearbeitet hat, anstatt es fremden Menschen zur schenken, der ist ein Nazi. So haben es uns
die etablierten Politartisten gelehrt.
Auch wer im Wahlkampf erwähnt, dass Migration klare Regeln braucht, ist ein Nazi.
Heutzutage ist jeder ein Nazi, dem das Volk und die Kultur der Deutschen am Herzen liegen.
Gute Menschen haben andere Pläne mit den Geldern und Sie gehören nicht zu den Begünstigten.
Sie haben vermutlich eine weiße Hautfarbe, Deutsch ist vermutlich ihre Muttersprache und die Muttersprache ihrer Eltern, sie gehören vermutlich keiner privilegierten Rasse oder einem
privilegierten Volk an, wie Afrikaner, Araber, Sinti und Roma. Damit gehören sie in Merkels neu erfundenen Deutschland zur Unterschicht und haben schlicht und einfach die Arschkarte gezogen. Ihre
Krankenversicherung ist genau so wenig wert, wie ihre Rente, deren Leistungen jedes Jahr sinkt.
Ich schlage ihnen vor, dass Sie den nächsten Asylanten-Sonderzug nach Süditalien nehmen (Menschen ihrer Nationalität, Volkszugehörigkeit und Hautfarbe müssen dazu allerdings eine Fahrkarte
lösen). Springen sie dort ins Wasser, dann wird Sie eine Fähre vor der Lybischen Küste absetzen. Von dort fahren sicher kostenlose Busse und Bahnen zu den Drehkreuzen wo Sie freundlich empfangen
werden, regelmäßige Bezüge erhalten und der Staat investiert kräftig um Menschen wie ihnen eine Neubauwohnung zu bauen. Wenn sie zu den wenigen Menschen gehören, deren Asylantrag dort abgeleht
wird, verschweigen Sie einfach ihre Nationalität und bleiben Sie einfach in ihrer Wohnung. Das Geld wird dann auf ewig weiter fließen. Das wird man dort bei den einheimischen Rentnern
einsparen.
Das ist doch viel besser als ein Rentnerdasein im Merkel Deutschland, oder?"
einige Bemerkungen:
Absatz 1:
zunächst werden völlig absurde Behauptungen aufgestellt, gegen die sich zu wehren legitim wäre - wenn sie eben wahr wären.
Zweck: man ist Opfer übler Nachrede
Absatz 2:
Der Gesprächspartner ist ein guter Mensch, aber aus Gründen der Rasse ("weiße Hautfarbe") und der Nationalität wieder Opfer (unterprivilegiert und wirtschaftlich benachteiligt). Wichtig: Rassisten sind die anderen.
Absatz 3:
Der Autor wird lustig: Flüchtlingen geht es sogar auf der Flucht besser als den Rentnern in Deutschland.
Die Menschenverachtung dieses Absatzes wird natürlich klar, wenn man bedenkt, dass gerade gestern und vorgestern wieder 24 Kinder ertrunken sind.
Eintrag vom 30. Okt.
Dreh- und Angelpunkt ist das eigene Opferdasein, das zu radikalen Ansichten, Menschenverachtung und - das wird hier
nicht gesagt - zu Notwehrmaßnahmen führt.
Denn Angehöriger der rechtsextremen Szene zu sein ist kein Hobby wie Briefmarken sammeln oder Fußball spielen. Sie verlangt den ganzen Einsatz, und das meint nicht nur jederzeit, sondern auch der ganzen Person. "Umgang, Aussehen, Sprache, Persönlichkeit. Je länger ich dabei war, desto mehr veränderte ich mich", notiert der Ex-Neonazi Stefan Michael Bar in seiner erstaunlichen Autobiografie "Fluchtpunkt Neonazi". "Im Laufe der Zeit reduzierten sich meine Bekanntschaften und Kontakte nur noch auf Nazis und die "Szene", selbst langjährige Freundschaften ließ ich im Sande verlaufen. Wer kein "Kamerad" war, war Feind, egal, wie lange ich denjenigen schon kannte. Die "Bewegung" stand über allem. Ununterbrochen waren wir unter uns, schotteten uns regelrecht ab, schnell verlor man da den Bezug zur Gesellschaft, zu ganz normalen Leuten. Das ganze Leben spielte sich plötzlich nur noch in der Gruppe ab, reduzierte sich darauf, die "Bewegung" drang in alle persönlichen Bereiche vor, ohne Rücksicht auf Privatsphäre" (a.a.O., S. 37).
Link:
Bundeszentrale für politische Bildung
Entscheidung für die Dummheit
(nebenbei: Dummheit entlastet, Denken tut weh).
Wie schon ihr Vorbild, die junge nationalsozialistische Bewegung der 20er- und frühen 30er-Jahre, vor allem die SA, ist die militante rechtsextreme Subkultur der Gegenwart weitgehend eine vorpolitische Bewegung der Ressentiments (Vorurteile), nicht der politischen Strategie und Theorie.
So wundern sich Gutachter immer wieder über die historische Blindheit von Richtern und Staatsanwälten, die bei einschlägigen Verfahren gegen Angeklagte, die in der polizeilichen Vernehmung sogar zugegeben hatten, ihr Opfer nur deshalb verprügelt oder sogar getötet zu haben, weil es "undeutsch" aussah, immer wieder einen politischen Hintergrund verneinen, da der Täter zu betrunken gewesen sei oder seine rassistische Einstellung nicht faktenreich begründen konnte.
Doch genau dies war ein zentraler Wesenszug der nationalsozialistischen Straßenkämpfer von einst: Die SA verstand sich als trinkfeste, männliche Kameradschafts- und Kampftruppe, die für die "Politischen" die Straßen eroberte, sich selbst aber nur mäßig für politische Zusammenhänge interessierte und dies aus der Perspektive ihrer politischen Führung auch gar nicht sollte.
"Der SA-Mann hat grundsätzlich mit Politik nichts zu tun, er hat sich also mit der Tagespolitik niemals zu befassen", heißt es unzweideutig in einem zeitgenössischen Leitwerk von 1930 (zit. nach Longerich 1989, S. 139f.).
Die SA stellte die Straßenkämpfer, nicht die Führer; ihre Angehörigen wollten willige Gehilfen einer starken, autoritären Bewegung sein, die vor allem ihre stets
aggressionsbereiten Körper, ihren Hass forderte, nicht intellektuelle Fähigkeiten.
(vgl.
bpb)