damit es nicht in Vergessenheit gerät ...
Es ist lächerlich zu meinen, bei der Auferstehung ginge es um die Bewältigung der Todesangst. Alles in mir mag leben wollen - aber nichts will das unendlich tun.
Nein: Auferstehung ist keine "Antwort", sondern eine Frage. Vielleicht die ernsteste, die es gibt. Denn Auferstehung ist Gottesbegegnung. Und Gottesbegegnung ist Frage an dich. Ist Begegnung mit der Wahrheit Deiner Existenz.
Du wirst als der Besondere, der Du bist, gesehen. Und Du siehst Dich selbst so. In all dem, was Du warst, mit all dem und mit all denen, mit denen Du warst. Dieser Infragestellung durch Gott möchte man entgehen. ...
"Die Vielfalt der Barmherzigkeit Gottes kommt nicht nur zum Menschen, den er nach seinem Bilde geschaffen, sondern auch zu den Tieren, die er dem Menschen untergeben hat. Von dem kommtauch das Heil der Tiere, von dem das Heil der Menschen kommt. ... Der dich heil macht, der heilt auch dein Pferd und dein Schaf .. auch deine henne..."
Augustin
Nach Barth ist die Torheit des Menschen „darin so gefährlich, dass sie die unheimliche Eigenschaft hat, ansteckend, magnetisch, vermehrungsfähig zu sein: als die Dummheit des Einen oder der Anderen zu erwecken und unwiderstehlich auf den Plan zu rufen“. Diese Selbstvergrößerung der Idiotie bezieht sich nicht nur auf ihre Quantität, sondern auch auf ihre Qualität, d. h. die Narrheit des Menschen wird, indem sie sich im Alltagsleben wiederholt und variiert, als normal verstanden, sogar als genießbar, und endlich am Alltagsleben selbst assimiliert.“
Verwundbar: die Gefahr des Anderen (des "Fremden") besteht darin, dass ich mir nie ganz selbst gehöre. Ich bin "offen", das heißt: durchlässig und verletzbar. Ich bin angewiesen auf die Anerkennung eines anderen.
Das ist meine Menschlichkeit, das ist die Menschlichkeit des Anderen. Es ist die Chance gegenseitigen Verstehens. Es ist zugleich die Gefahr, den Anderen (als die "fremde Gefahr")
abzuwehren.
Gerade das, was mich menschlich macht, kann in Menschenabweisung umschlagen.
"Niemand singt so rein als die, welche in der tiefsten Hölle sind. Was wir für den Gesang der Engel halten, ist ihr Gesang." (Franz Kafka). Inmitten des "Zeitvertreibs den Fluch erkennen" (Botho
Strauß) - und dem das Licht entgegenhalten.
"Dieses protestantische Christentum, das ich auf einem Forum des Kirchentags höre oder das mir in der evangelischen Beilage der Zeitung begegnet, mag ja sympathisch sein, aber es lässt mich kalt. Es kommt mir oft wie eine Doppelung dessen vor, was uns der gesunde Menschenverstand ohnehin sagt. Den Menschen dort abholen, wo er ist, heißt es dann – ein grauslicher, anbiedernder Gedanke, der zu einer ästhetischen Verarmung und auch theologischen Verharmlosung sondergleichen geführt hat."
Navid Kermani