Europa versucht, Flüchtlinge mit Grenzzäunen an der Einreise zu hindern. Das Beispiel der USA zeigt, wie dadurch menschliches Leid und
organisierte Kriminalität zunimmt.
Seit 1993 installiert die US-Regierung Metallwände an der mexikanisch-amerikanischen Grenze. Mittlerweile ist die Anlage über 1100 Kilometer
lang, etwa ein Drittel der Grenze. Sie besteht aus meterhohen Zäune, zum Teil mit rasiermesserscharfem Stacheldraht bestückt. Einige Abschnitte stehen unter Strom. Die
jährlichen Kosten betragen 18,3 Milliarden US-Dollar, Tendenz steigend.
welche Folgen das hat, beschreibt ein erschütternder Artikel
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Etwa 350.000 Menschen machen sich jedes Jahr auf die riskante Reise von Süd- und Mittelamerika in die USA, schrieb das Süddeutsche Magazin 2012. Sie kommen entweder aus Mexiko oder aus El
Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Ecuador. Die meisten von ihnen versuchen in den US-Bundesstaat Arizona einzuwandern. Dort gibt es weniger Grenzpolizei als in Texas oder
Kalifornien.
Die Zahl der Menschen, die jährlich an der Grenze sterben, wird auf 400 geschätzt. Ihre Körper werden in Leichenhallen nahe der US-amerikanischen Grenze gelagert. Weil die Leichen in den
meisten Fällen nicht identifiziert werden können, bekommen die Toten standardisierte Namen. John Doe heißen die Leichname der Männer, Jane Doe die der Frauen. Wird der Platz in der
Leichenhalle knapp, müssen Leichenbeschauer zusätzliche Kühlwagen anmieten.
Frauen, die sich auf die illegale Reise von Mexiko in die USA machen, spritzen sich zuvor eine Spermien-zerstörende Lösung. Im Grenzgebiet sind nicht nur Flüchtende und Fluchthelfer
unterwegs, sondern auch sogenannte Bajadores, die Menschen ausrauben und vergewaltigen. Auch Männer werden manchmal Opfer von Vergewaltigungen.
aus: ZEIT
Was kann Europa aus dem Beispiel der USA lernen? Der Grenzzaun zwischen den USA und Mexiko soll Menschen davon abhalten, die Grenze zu überqueren. Aber das einzige, was sich
geändert hat, sind die Fluchtwege. Außerdem ist es heute gefährlicher, illegal einzureisen, weil die Menschen auf kaum begehbares Gebiet ausweichen müssen. In der Wüste Arizonas sterben mehr
Flüchtende als je zuvor. Außerdem ist die Flucht für sie teurer geworden, weil ohne einen gut bezahlten Schlepper kaum jemand über die Grenze kommt.
Wenn nun einzelne europäische Länder Grenzzäune bauen, werden sie Routen der Flüchtenden zwar umlenken, aber höchstwahrscheinlich nicht stoppen können. Je mehr Zäune an
äußeren und inneren EU-Grenzen entstehen, desto mehr befeuern sie zudem das europäische Schleppergeschäft.
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