die Kinder

"Je länger der Krieg dauert, je schlechter die Bedingungen werden, je weniger Hoffnung die Menschen haben, desto mehr werden sie den Weg nach Europa suchen. Auch die Zahl der unbegleiteten Jugendlichen nehme zu. 57.000 seien inzwischen in Deutschland angekommen. Sie alleine auf den Weg zu schicken, so Schneider "sei der letzte Akt der Verzweiflung". Die Syrerin Hanaa Singer ergänzt: "Wer seine Kinder schickt, will wenigsten sie retten. Sie haben Angst davor, dass sie zum Kampfeinsatz eingezogen werden, oder sie sehen keine Zukunft für sie, weil sie nicht in die Schule gehen können."

Ebenso haben es die Juden in den 30er und 40er Jahren gemacht - wenigstens die Kinder in Sicherheit bringen. Wir hatten heute auf dem Judenfriedhof ein Gedenken mit solchen jüdischen Kindern aus den USA - sie waren eionmal weggeschockt worden, damit wenihgstens sie überleben.


UNICEF zur Situation der Kinder in Syrien "Das gefährlichste Land der Welt"

Stand: 24.11.2015 14:58 Uhr




Das UN-Kinderhilfswerk hat zu wenig Geld, um Millionen Kinder in Syrien zu versorgen: Decken, Winterkleidung und Heizmaterial fehlen. UNICEF warnt, Mädchen und Jungs würden "getötet, verstümmelt, entführt, eingesperrt, gefoltert, versklavt und vergewaltigt".

Von Annekarin Lammers, HR, ARD-Hauptstadtstudio

Ali ist gerade erst zwölf Jahre alt. Er ist Flüchtling, doch nicht in Deutschland, sondern in Syrien. Fünfmal musste er in seinem kurzen Leben inzwischen fliehen, von einem Ort zum nächsten. Nun lebt er in Homs. Sein größter Wunsch sei, das erzählt er Hanaa Singer, der Leiterin von UNICEF in Syrien: "Ich möchte endlich einmal wieder eine Nacht durchschlafen, ohne Gewehrschüsse zu hören."

Dalia ist erst fünf Jahre alt. Sie lebt in Aleppo. Als sie zum Wasser holen ging, schlugen Geschosse ein. Drei Freundinnen, die mit ihr unterwegs waren, wurden getötet. Ihr größter Wunsch seien eine Puppe und ein Zeichenblock, so erzählt es Hanaa Singer in Berlin bei der Pressekonferenz von UNICEF zur Lage der syrischen Kinder. Warum ein Zeichenblock? "Ich möchte etwas Schönes malen", so die Antwort der kleinen Dalia. Und sie möchte gerne Ärztin werden, um dann kleinen Kindern helfen zu können.
Millionenfaches Leid

Es sind erschütternde Berichte und traurige Zahlen, die im UNICEF-Lagebericht zusammengetragen sind: "Nach fast fünf Jahren Krieg in Syrien liegt das Leben einer ganzen Generation von Kindern und Jugendlichen in Trümmern", so Christian Schneider, Geschäftsführer von Unicef Deutschland. 8,2 Millionen Mädchen und Jungen innerhalb Syriens und in den Nachbarländern sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. 6,5 Millionen Menschen sind Vertriebene im eigenen Land, fast die Hälfte davon sind Kinder. Viele kennen nichts anderes als Krieg und Flucht. Seit 2011 sind mindestens 11.000 Kinder getötet worden.

Je länger der Bürgerkrieg dauert, desto mehr wachsen Terror und Gewalt gegen die Zivilbevölkerung. Mädchen und Jungs, so Unicef, werden "getötet, verstümmelt, entführt, eingesperrt, gefoltert, versklavt, vergewaltigt. Minderjährige werden als Kindersoldaten rekrutiert und zum Kämpfen und als Wachposten eingesetzt. Kinder werden gezwungen, Hinrichtungen anzusehen oder gar selbst zu vollstrecken." In 2014 haben die Vereinten Nationen 2797 schwerste Fälle von Kinderrechtsverletzungen dokumentiert, doch das ist nur ein Bruchteil der tatsächlich begangenen Taten, an denen alle Bürgerkriegsparteien beteiligt sind.
Ärzte verlassen das Land

Auch das ganz normale Leben ist für einen Großteil syrischer Kinder zum täglichen Überlebenskampf geworden. Die Hälfte der Ärzte hat das Land verlassen. Nur ein Drittel der Krankenhäuser funktioniert. Die Wasserversorgung wurde in vielen Teilen des Landes zerstört, Kinder müssen hungern. Vor dem Bürgerkrieg lag die Einschulungsrate bei 97 Prozent, doch inzwischen wurden mehr als 6000 Schulen zerbombt, dienen als Notunterkünfte oder werden von Kämpfern besetzt. Etwa zwei Millionen Kinder in Syrien gehen nicht zur Schule. Und auch in den Nachbarstaaten, in die sich viele Syrer gerettet haben, kann nur jedes vierte Kind die Schule besuchen.


Es droht eine verlorene Generation, so Christian Schneider. Je länger der Krieg dauert, je schlechter die Bedingungen werden, je weniger Hoffnung die Menschen haben, desto mehr werden sie den Weg nach Europa suchen. Auch die Zahl der unbegleiteten Jugendlichen nehme zu. 57.000 seien inzwischen in Deutschland angekommen. Sie alleine auf den Weg zu schicken, so Schneider "sei der letzte Akt der Verzweiflung". Die Syrerin Hanaa Singer ergänzt: "Wer seine Kinder schickt, will wenigsten sie retten. Sie haben Angst davor, dass sie zum Kampfeinsatz eingezogen werden, oder sie sehen keine Zukunft für sie, weil sie nicht in die Schule gehen können."
Sicherheit und Bildung

Bildung, so Singer, sei nach der Sicherheit das Wichtigste für syrische Familien. "Wenn Eltern für ihre Kinder keine Zukunft mehr in der Heimat sehen, dann machen sie sich auf den Weg." Sie sei sehr dankbar für die deutsche Hilfe, Deutschland sei der großzügigste Spender und niemand sonst habe so viel für die Flüchtlinge getan.

Doch gäbe es eine Hoffnung, dass der Krieg ein Ende finde, dann, so versichert sie, sei es der "sehnlichste Wunsch für die syrischen Familien nach Hause zu gehen. Sie würden sich nichts anderes als ein Leben in Würde und Frieden wünschen."
UNICEF bittet dringend um Spenden

Trotz der großzügigen Hilfsleistungen aus Deutschland fehlen UNICEF in diesem Jahr 250 Millionen Dollar. Mit dem zurzeit zur Verfügung stehenden Geld können in Syrien und in den Anrainerstaaten nur 250.000 Kinder mit Kleidung, Decken, Heizmaterial gut über den Winter gebracht werden, aber, so UNICEF Geschäftsführer Schneider, es gebe viermal so viel Bedarf. Die Kinderhilfsorganisation bittet deshalb dringend um Hilfe und Spenden.



Schneider drängt auch auf bessere Bedingungen sowohl für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge, wie auch für Familien mit Kindern in den Notunterkünften in Deutschland. Es müsse mehr Spiel und Lernangebote geben und mehr psychosoziale Unterstützung. Diese Kinder, appelliert Schneider, seien "die Zukunft ihres Landes und ihrer Region. Wir müssen sie in dieser entscheidenden Phase ihres Lebens besser unterstützen. Kindheit kann nicht warten."


http://www.tagesschau.de/ausland/syrien-unicef-101.html

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