Vermutlich erleben wir gerade einen „historischen“ Moment, in dem eine Wende geschieht. Oder
zumindest einen Moment, in dem eine bereits im Gang befindliche Wende hervortritt: das, was in der
Welt los ist, kommt nach Europa. Vorbei die Zeit, in der „hinten weit in der Türkei … die Völker aufeinanderschlagen“ (Goethe) und wir in Europa höchstens durch Waffenverkäufe involviert
sind.
Nein, die Welt kommt zu uns. Nicht nur digital, sondern leibhaftig und um Hilfe
bittend.
Es gibt Zynismus, es gibt Machtspiele, es gibt Zeichen von Menschlichkeit, es gibt eindeutige Zeichen von Menschenfeindlichkeit, es gibt wertorientiertes Handeln von Politik und es gibt das
Gegenteil davon. Es gibt Anzeigen gegen die Bundeskanzlerin wegen „Hochverrats“, es gibt Häme und Bosheit.
Ein Zeichen historischer Momente ist, dass man sich entscheiden muss, wo man steht. Ob man Lasten tragen will.
„Krise“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Entscheidung“. Auf welcher Seite stehst Du?
Es ist unabdingbar, dass Spaltungen entstehen. Ein Seehofer spielt mit dem Feuer, AfD spielt
verrückt (gut, dass die Dummen und Moralfreien einen Ort haben, wo sie sich sammeln - sie werden kenntlich), Neonazis legen Feuer - gefragt sind klare Positionen auf der Seite derer, die die Not sehen und
riskieren, in diesen Zeiten für Werte einzustehen.
Das ist riskant. Denn es gibt keine Sicherheit. Die Zukunft wird gestaltet (da helfen auch keine
Algorithmen). Wie sie gestaltet wird, hängt von unserem Handeln heute ab. Als Mensch bin ich davon überzeugt, dass ein Handeln Segen oder Fluch mit sich bringt - und als Theologe glaube ich, dass gebotenes Handeln segensreich ist.
Ein Fluch lag schon immer und wird wieder liegen auf der dummen Blindheit, die das Leid anderer nicht sieht.
Es ist eine Art Ausnahmezustand in Europa, das ist wahr. Ein Ausnahmezustand, der schon seit Jahren
(Syrien) und Jahrzehnten (Afghanistan, Irak - um nur die arabischen Länder zu nennen, nicht die afrikanischen) vor der sogenannten Haustür Europas geherrscht hat.
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